Aqua-Computer
Wassergekühltes System lässt Rechenzentren Energie sparen
Firma Aqua Computer bewirbt sich mit Leakshield Systemum Innovationspreis des Landkreises Göttingen
Wenn Öl, Wasser oder auch Luft aus einem geschlossenen System entweicht, gibt es ein Problem. Das gilt für den Fahrradschlauch ebenso wie für einen Verbrennungsmotor oder hydraulische Anlagen etwa in Hebebühnen. Und es gilt auch für Computer. Die werden nicht nur mit Luft, sondern auch mit Wasser gekühlt. Aber schon Erstklässler wissen: Elektronik und Wasser vertragen sich so gar nicht miteinander. Es sollte deshalb untereinander möglichst zu keinem Kontakt kommen. Die in Benniehausen ansässige Firma Aqua Computer GmbH & Co. KG hat im vergangenen Jahr eine Eigenentwicklung auf den Markt gebracht, die Rechner vor einem Schaden durch Kühlwasser schützt, wenn denn eine Leckage im System auftreten sollte. Mit diesem Leckageschutz für Flüssigkeitskühlsysteme bewirbt sich das Unternehmen um den Innovationspreis des Landkreises Göttingen 2022.
Der Austritt von Flüssigkeitskühlungen von Computern hat verheerende Folgen und kann hohe wirtschaftliche Schäden verursachen, heißt es in einer Mitteilung der Wirtschaftsförderung Region Göttingen GmbH (WRG). Die kreiseigene Gesellschaft koordiniert den Wettbewerb. Die Firma Aqua Computer bietet mit dem „Leakshield System“ einen Schutzmechanismus an. Der funktioniert mittels Unterdruck. Das heißt, der Druck im geschlossenen System ist stets niedriger als der Umgebungs-, also der Außendruck. Dadurch kann im Fall einer Leckage kein Wasser austreten, versichert Geschäftsführer Stefan May. Aufgrund der sicheren Funktion könne der Computer, das Rechenzentrum oder die Elektronik bei kleineren Leckagen sogar weiter betrieben werden.
Die Nachfrage ist groß
Ziel von Aqua Computer sei es, technologisch führende, langlebige und hochwertige Kühlsysteme in Deutschland zu produzieren. Das Geschäft unterteilt sich in verschiedene Marktbereiche. Neben dem klassischen Computer werden komplette Rechenzentren mit Flüssigkeitskühlsystemen aus Benniehausen gekühlt. Dabei wird durch die Flüssigkeitskühlung die Energieeffizienz der Kühlung enorm verbessert und zudem eine Nachnutzung der Wärme ermöglicht, heißt es seitens des Unternehmens. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt ist die Kühlung von Systemen im Bereich des autonomen Fahrens und der künstlichen Intelligenz. Diese Marktsegmente nehmen seit Jahren immer mehr Bedeutung ein, versichert May.
Die Resonanz auf das Leakshield System ist groß, versichert er. Die Nachfrage könne kaum befriedigt werden, weil es so viele Aufträge gibt. Co-Geschäftsführer Stephan Wille verdeutlicht: „30 bis 40 Prozent der Energiekosten in Rechenzentren gehen zulasten der Kühlung.“ Mit dem Leakshield System könnten diese Kosten um bis zu 80 Prozent reduziert werden im Vergleich zu den Klimaanlagen, die gemeinhin in Rechenzentren laufen. „Bislang herrschte bei den Unternehmen großer Respekt vor einer wasserbasierten Kühlung.“ Doch Aqua Computer könne versichern, dass das entwickelte System Elektronik und Wasser strikt trennt.
Made in Germany
Alle Aqua Computer Produkte werden in Deutschland entwickelt und gefertigt, die meisten komplett im eigenen Werk. Die Entwicklung aller Produkte erfolgt ausschließlich bei Aqua Computer, erklärt May. Aber könnte eine Fertigung im Ausland nicht Kosten sparen? „Kernkompetenzen sollten direkt im eigenen Unternehmen liegen“, ist der Geschäftsführer überzeugt. Daher gehöre die mechanische Fertigung von Metall- und Kunststoffbauteilen jeglicher Art genauso wie die Entwicklung elektronischer Komponenten direkt zum Betrieb und werde nicht durch Fremdunternehmen ausgeführt. Das Leistungsangebot umfasst die komplette Entwicklung elektronischer Steuerungen vom Platinenlayout über die Firmware- bis zur Anwendungsprogrammierung, zudem die Herstellung von Prototypen und Mustern. „Unsere Produkte entsprechen den höchsten Qualitätsanforderungen“, betont May.
Aqua Computer besitzt Fertigungskapazitäten für die Metall- und Kunststoffbearbeitung. Dazu zählen das CNC-Laserschneiden mit Hochleistungs-CO2-Lasern, das CNC-Fräsen, das Drehen und Schleifen. Am Unternehmenssitz in Benniehausen werden knapp 20 Mitarbeiter und Auszubildende beschäftigt.
Unsere Produkte entsprechen den höchsten Qualitätsanforderungen, Stefan May, Geschäftsführer
Quellenangabe: Göttinger Tageblatt vom 23.07.2022, Seite 8
So fing alles an ....
Im Sommer 2001 trafen sich 6 ehemalige Klassenkameraden des Felix-Klein-Gymnasiums im Garten der Familie Wille in Benniehausen. Sie brachten ihre Computer mit, um auszuprobieren, ob man sie mit Wasser kühlen kann. Dies war die Geburtsstunde der Firma Aqua Computer.
Zwei der 6 Freunde, Stefan May und Stephan Wille, verfolgten die Idee weiter und bauten Wasserkühler für Computer.
Anfangs befand sich die Firma im Keller der Familie May in Weende, bis die Räume nicht mehr ausreichten und man 2002 nach Benniehausen in die Gelliehäuser Straße 1 umzog. Zunächst wurde der alte Schweinestall zu Büro- und Produktionsräumen umgebaut.
Hatte man zu Beginn noch viele Teile zugekauft, wurden später CNC-Maschinen angeschafft, um die benötigten Teile selbst herzustellen. Diese wurden in der ehemaligen Sägemühle aufgestellt. Im Jahr 2014 erfolgte der Ausbau des ehemaligen Kuhstalls, um Produktion und Montage unter einem Dach zu haben.
Die über das Internet bestellten Waren der Aqua-Computer werden täglich von der Post abgeholt und in alle Welt versandt. Über die Produktpalette kann man sich am besten über die Internetseite der Firma Aqua Computer informieren.
Quelle: Text u. Lichtbilder Katharina Wille 05.17