HVB - Heimatverein benniehausen e.V.

Hier entsteht eine "lebende" Ortschronik

Die Reihestellen 

In früheren Zeiten waren nicht alle Dorfbewohner vollwertige Gemeindemitglieder. Voraussetzung hierfür war der Besitz einer Reihestelle. Eine Reihestelle bestand in der Regel aus einem kleinen Hof und Ackerland, das selbst bewirtschaftet wurde. Der Wald wurde gemeinschaftlich genutzt und jedem Mitglied Brennholz und auch Bauholz zugewiesen. Auch das Vieh wurde gemeinschaftlich vom Kuh- oder Schweinehirten gehütet. Nur wer eine Reihestelle innehatte, war stimmberechtigtes Mitglied in der Gemeindevertretung.

In dem Mengedorf Benniehausen gab es 30 Reihestellen, 17 davon gehörten den Herren von Uslar-Gleichen, 8 unterstanden dem hessischen Amte Neuengleichen in Wittmarshof und 5 dem hannoverschen Amte Niedeck. Diese Anzahl der reiheberechtigten Häuser hat sich seit dem Jahr 1700 nicht mehr verändert, da nun die Reihe geschlossen wurde. Wer später in das Dorf kam, gehörte zur Gruppe der Brinksitzer, die nur eine eingeschränkte Gemeindeberechtigung genossen. Hierzu gehörten um 1689 auch die Niedecker Hofstellen, weil ihr Acker in der Niedecker Feldmark lag. Die sogenannten Niedecker Bauern bewohnten im Mittelalter das Dorf Waltingerode und wurden später nach Benniehausen umgesiedelt.             


Lageplan der Benniehäuser Reihestellen um 1730

Lageplan der Benniehäuser Reihestellen um 1730

Rot    17  uslarsche Untertanen 

Gelb    8  hessische Untertanen

Blau    5  hannoversche Untertanen ( Niedecker Bauern) 

Die Reihe beginnt mit der Nummer 1 (siehe Waterloostraße 2) am westlichen Ortsrand. Nach der Nummer 4 werden die 3 Niedecker Höfe auf der anderen Straßenseite mitgenommen. Dann geht es wieder zurück mit den Nummern 8, 9 und 10. Die Nummer 11 (heute Hitzing) liegt nicht in dieser Reihenfolge. Dieses Haus gehörte um 1730, als die Reihe festgelegt wurde, als Altenteilerhaus zu Haus 10 (heute Banier). Weiter geht es auf der anderen Seite der Garte mit Nummer 12 (Schulze). Mit der Nummer 13, dem früheren Schirmerhaus, kommt man in den enger bebauten, wohl ursprünglichen Teil des Dorfes. Die letzte Nummer 30, die sogenannte Hessenmühle, ist wohl das älteste Haus in Benniehausen. Die Nummer 31 (heute Pieper) war die einzige Brinksitzerstelle in Benniehausen.

Besitzer der Benniehäuser Reihestellen im Jahr 1728

Besitzer der Benniehäuser Reihestellen im Jahr 1728


Die Inhaber der Reihestellen bildeten die politische Gemeinde von Benniehausen und wählten aus ihrer Mitte den Bauermeister. Der Bauermeister war das Bindeglied zwischen Gemeinde und Amt. Er haftete für das Abliefern des Zehnten und sonstiger Steuern, weshalb er auch eine Kaution bei Amtsantritt stellen musste. Da die Gemeinde sich selbst verwaltete, hatte der Bauermeister eine Fülle von Aufgaben. Dieses Amt konnten nur Gemeindemitglieder ausführen, die lesen und schreiben konnten, sodass der Kreis der möglichen Amtsinhaber eingeschränkt war. Neben dem Bauermeister gab es noch einen Gemeindevorsteher, einen Rechnungsführer und einen Feuergeschworenen. Ferner wurde ein Gemeindediener, ein Nachtwächter, ein Waldhüter sowie ein Kuh- und Schweinehirte beschäftigt.

Text Heike Sauerland und Kathrin Wille unter Verwendung alter Unterlagen von Alwin Wesche (04.2015)